Gedenkstättenfahrt der EF: Begegnung mit Auschwitz – Aussprechen wofür es keine Worte gibt

Am 15. Juni machten sich 40 Schülerinnen und Schüler der EF zusammen mit Frau Medina, Frau Stevens, Herrn Wellmann und drei Teamern auf den Weg zu einer emotionalen und andächtigen Reise nach Polen. In Zusammenarbeit mit der Stätte der Begegnung erwartete die Schülerinnen und Schüler eine spannende, aber auch herausfordernde Zeit.

Erschöpft kam die Gruppe morgens gegen 6 Uhr am Hotel Imperiale in Oświęcim. Die Vorbereitung auf die kommenden Tage fing also entweder mit erholsamem Schlaf oder sehr viel Kaffee und gutem Frühstück an.
Nach einer kleinen Einführung und Auffrischung in das Thema ging es nach dem Mittagessen ins Stadtzentrum, um das jüdische Museum, sowie die Synagoge Oświęcims zu besichtigen. Dort warteten viele spannende Einblicke in die blühende Kultur der damals lebenden Juden in der polnischen Stadt auf die Gruppe. Besonders interessant war die folgende Stadtführung, bei der die Einflüsse der Juden auf die Stadt Oświęcim besonders deutlich wurden.
Nach dem Abendessen fielen die meisten erschöpft ins Bett. Die lange Busfahrt steckte den meisten in den Knochen. Zudem war klar, dass die kommenden Tage sowohl physisch als auch psychisch anstrengend werden würden.

Am zweiten Tag in Polen stand die Besichtigung des Stammlagers, auch Auschwitz I genannt, an. Durch die Aufteilung der Gruppe in zwei Kleingruppen, wurde es weniger hektisch. Es war eine sehr stille Zeit. Kaum jemand hat geredet. Alle hörten dem Guide zu, waren andächtig und geschockt über die Bedingungen, sowie die neuen Details, die die Gruppe erfuhr. Der Anblick von tausenden Gegenständen der Menschen, die hier entmenschlicht wurden, ließ niemanden kalt. Mit vielen neuen Informationen, sowie einem besseren Verständnis des Lebens im Stammlager ging es zurück ins Hotel, um sich für die anstehenden Vertiefungsangebote zu stärken.
Eine Gruppe besuchte die Ausstellung Bilder im Kopf in einem Museum in Harmeze. Die andere Gruppe schaute sich Kunst aus dem Lager mit Jan Kaplon an. Beide Angebote waren sehr interessant und boten eine Menge Gesprächsstoff für das Abendessen.
Auch bei der Reflexionsrunde gab es die Möglichkeit, über das Erlebte zu reden, sowie seine Gefühle zu teilen. Dieser wertfreie Raum war wichtig, um den Tag zu verarbeiten.

Das Programm am Mittwoch hatte es in sich: eine Führung durch Auschwitz- Birkenau, das größte Vernichtungslager der Nationalsozialisten. Ein Besuch, den man nie vergessen wird. Die Stimmung dort war noch getrübter. Auf der Rampe zu stehen, auf der SS- Ärzte über Leben und Tod entschieden, an dem Ort zu sein, an dem Menschen systematisch getötet wurden, oder die Umstände im Todesblock zu sehen – all diese Eindrücke waren und sind schwer zu verarbeiten, aber enorm wichtig für uns heute. Wir werden das Leid, das die Menschen erleben mussten, nie verstehen. Doch sich dem Thema anzunähern und es zu verstehen ist wichtig, damit so etwas nicht noch einmal passiert.
Zurück im Hotel hatte die Gruppe die Chance, ihre Gedanken festzuhalten. Viele malten, andere schrieben Texte oder Kurzgeschichten – eine gute Art der Reflexion. So blieb das Erlebte durch Produkte in den Köpfen.
Nach diesen schweren Besichtigungen kehrte am Mittwochabend nach der Weiterfahrt Richtung Krakau wieder etwas Normalität ein. Nach dem Essen in einem polnischen Restaurant hatten die Schülerinnen und Schüler Freizeit, um die blühende Kultur Krakaus live mitzuerleben: Musik, Offenheit und Frieden. Wir erlebten einen großartigen Abend auf dem Marktplatz in Krakau.

Der letzte Tag der Fahrt war dafür aber nicht weniger spannend als die anderen. Wir hatten eine Begegnung und ein Gespräch mit der Zeitzeugin Anna Janowska-Ciońćka, die als Kind den Holocaust überlebte. Sie erzählte offen von ihrer ergreifenden Geschichte als Jüdin in Zeiten des Nationalsozialismus. Sie überlebte drei Jahre lang im Versteck, in der ständigen Angst, verraten zu werden. Dass sie überlebt hat, verdankt sie der Aufopferung einiger gutherziger Menschen. Danach blieb noch etwas Zeit für Fragen an Frau Janowska-Ciońćka. Nach dem Gespräch war allen klar, dass wir die letzte Generation sind, die von den Erfahrungen der Zeitzeugen lernen kann. Es ist unsere Verantwortung, diese zu teilen und zu reflektieren.
Nach einer kurzen Mittagspause in einem frei wählbaren Lokal in Kazimierz begann die Stadtführung durch den Ort. Auch diese wurde wieder in zwei Kleingruppen durchgeführt. Die Schülerinnen und Schüler zeigten großes Interesse an diesem jüdischen und geschichtsträchtigen Ort.
Nach diesem letzten interessanten Angebot gab es den Nachmittag zur freien Verfügung in Krakau, die individuell genutzt werden konnte. Schlendern, Shoppen und Genießen stand auf dem Programm. Krakau ist eine wundervolle Stadt mit traumhaften Gebäuden. Ein sehr zu empfehlendes Reiseziel.
Abgerundet und vollendet wurde der Tag mit einem leckeren 3- Gänge Dinner im Klezmerhois mit Live-Musik im jüdischen Viertel, ehe es zurück nach Versmold ging.

Die Gedenkstättenfahrt war eine sehr wichtige und hochinteressante Fahrt. Informativ, aber auch emotional hat die Gruppe viel von dieser Reise mitgenommen. Es ist wichtig mit allen über dieses Thema zu reden, damit es nie vergessen wird.

Denn eins steht fest: Nie wieder ist jetzt!

(Oskar Hawes)