Eine Kooperation des CJD Gymnasium Versmold mit dem Stadttheater Bielefeld„Der Freischütz“.
Eine Opernproduktion im kreativen Fokus
Wie kann eine traditionelle Oper Jugendlichen näher gebracht werden? Um diese Frage zu beantworten gibt es seit dem letzten Herbst ein Kooperationsprojekt zwischen dem CJD Gymnasium Versmold und dem Stadttheater Bielefeld. Der leitende Musikdramaturg Jón Philipp von Linden, der Regisseur des Freischütz, Max von Mayenburg, sowie ein Team aus Lehrkräften des CJD Gymnasiums haben für die 18 Schülerinnen und Schüler des Musikkurses EF von Dr. Gerhard Schmitt und die 16 der Projektkurse „Bühnenbild“ unter der Leitung von Joanna Walas-Klute und „Kostümbildnerei“ von Gertrud Horstmann ein spannendes Projekt geplant.
„Der Freischütz“ hat am 3. März Premiere im Bielefelder Stadttheater. Wie eine Opernproduktion auf die Bühne kommt, ist das Thema im Unterricht parallel zu den vorbereitenden Arbeiten am Theater.
Zunächst besuchten das verantwortliche Team von Linden und von Mayenburg für ein vorbereitendes Gespräch mit den Beteiligten das CJD Gymnasium. Nach der Klärung der Inhalte des „Freischütz“ ging es im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern um die Prozesse, die laufen, bevor eine Produktion in Arbeit geht. Dazu gehören das Regiekonzept, die finanzielle Planung, das künstlerische Konzept mit Bühnenbild, Kostüm und Maske, die technischen Möglichkeiten bei Licht und Ton und natürlich bei einer Oper die Umsetzung der Musik bei Sängern und Orchester.
Diese Komplexität der künstlerisch-musikalischen Arbeit war den Jugendlichen zunächst gar nicht so bewusst. Vereinbart wurde am Ende des Besuchs, dass die Schülerinnen und Schüler in Gruppen zur „Wolfsschluchtszene“ ein eigenes, alternatives Regiekonzept entwickeln und dazu ein Modell des Bühnenbilds, Kostümentwürfe und ein eigenes Plakat für die Werbung erstellen.
Diese Arbeiten könnten demnächst auch im Stadttheater ausgestellt werden.
Am 17. Februar 2017 ging es dann zu einem Workshoptag ins Theater. Diese Aktion wurde großzügig von der Lieselotte-Stockmeyer-Stiftung unterstützt, so dass alle Beteiligten sich schon morgens im Theater zu einer Führung hinter den Kulissen treffen konnten. Die Einblicke in die verschiedenen Werkstätten des Theaters wie Tischlerei, Schlosserei, Malerwerkstätten und Montagehalle, Requisiten- und Kostümfundus bis hin zur Maskenbildnerei zeigten, wie vielfältig und umfangreich die künstlerische Arbeit am Theater auch hinter den Kulissen ist.
Ungewöhnlich war auch, dass alle TeilnehmerInnen eine Probe auf der Hauptbühne sehen konnten. Max von Mayenburg arbeitete dort mit Sängerinnen und Sängern an einer bestimmten Szene, um die musikalischen und szenischen Abläufe wie auch die technischen Aspekt auf der Bühne im originalen Bühnenbild zu klären. Dabei wurde schnell deutlich, dass alle Agierenden gemeinsam am künstlerischen Ausdruck feilen und gemeinsam die bestmögliche Lösung in der Diskussion suchen.
Wie das Endprodukt dann letztendlich aussehen wird, ist für die BesucherInnen die große Überraschung beim gemeinsamen Besuch der Generalprobe am 2. März 2017.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen in der Kantine des Theaters stand am Nachmittag zur allgemeinen Erheiterung ein Aufwärmprogramm der leitenden Tanzpädagogin gegen das „Suppenkoma“ an. Konzentration, peripherer Blick und Bühnenpräsenz standen hier im Mittelpunkt.
Auf der Probebühne folgten Elemente des Improvisationstheaters in einem Workshop mit Jón Philipp von Linden, um sich dem „Freischütz“ spielerisch anzunähern. Mit einem „Casting“ zum Vorsprechen und kleinen schauspielerischen Gruppenarbeiten setzten die Schülerinnen und Schüler ganz konkret dramaturgische Vorgaben kreativ um. Über die guten Ergebnisse waren nicht nur die Lehrkräfte erstaunt; auch die Teilnehmer waren verblüfft, wie gut ihnen ein Applaus nach einer gelungenen Darbietung gefällt.
Zu guter Letzt stellte sich sogar der vielbeschäftigte Regisseur von Mayenburg noch einmal den Fragen der Gruppe. Eine nette Geste bei seinem strammen Zeitplan. Denn für die komplette Produktion bleiben im nur sechs Wochen voller harter Arbeit. So ist es, das wahre Theaterleben!
Text und Fotos: Sabine Brinker